Berlin · 2016 Uwe Topper und Kollegen
Christoph Marx am 26. 2. 2007 in Berlin (Foto U.Topper)
Ein Blumengebinde für Christoph Marx, den Vielfältigen, Einmaligen, Unerschütterlichen (1931 - 2016)
Christoph Marx ist am 18. Mai 2016 im Alter von 84 Jahren in seiner Wohnung in Basel friedlich eingeschlafen, wie Jochen Seelig per e-mail allen näheren und ferneren Freunden mitteilte. Wie schreibt man einen Nachruf auf einen lieben Freund und Lehrer, dem man soviel verdankt und mit dem man dennoch letzten Endes nicht übereinstimmt? Wenn mehrere dabei mithelfen, könnte die gewünschte Ehrung herauskommen. So wird dieser Nachruf auf Christoph Marx eher zum Kranzgebinde, geflochten aus verschiedenen Zweigen und Blumen. Der Verstorbene war so vielseitig und so richtungsweisend, daß trotz aller Kritik und Zweifel an seiner Arbeitsweise doch genügend übrigbleibt, ihn in den Olymp der Geschichtsschöpfer zu heben. Zuerst wird Uwe Topper seine Wertschätzung des Unvergleichlichen darbringen, dann der Administrator dieser Webseite, Ilya Topper, anschließend einige enge Mitarbeiter wie K. Walter Haug, sodann Kollegen, die zumindest darin übereinstimmen, daß an diesem Aufrührer niemand vorbeikommt, der sich ernsthaft mit Chronologiekritik und Katastrophismus beschäftigt, am Schluß einige Sätze von Eugen Gabowitsch.
So fing es an: Christoph Marx war es, der 1979 dem erstaunten deutschen Leser die neue Weltsicht von Immanuel Velikovsky vorführte und plausibel machte. Gewiß hatte es schon im Jahr nach dem ersten Erscheinen von Velikovskys Werk in den USA, 1951, eine deutsche Übersetzung und eine heftige Diskussion auch im akademischen Kreis gegeben, mit demselben Mißerfolg: Velikovsky wurde auch bei uns rundweg abgelehnt und hatte dann fast drei Jahrzehnte keine Chance mehr. Bis Christoph Marx sich einen Ruck gab, hinüberflog in die USA, den vielumschrienen Ketzer aufsuchte und von ihm neuerlich die Rechte zur deutschen Übersetzung erlangte. Das war gerade noch rechtzeitig: Im Jahr darauf starb Velikovsky. Er hatte allerdings eine ganze Phalanx von Jüngern (pardon, der Ausdruck ist hier berechtigt) um sich geschart, die nicht nur seine Manuskripte weiter veröffentlichten, sondern auch seine Lehre lebendig erhielten und mit den neueren Forschungsergebnissen verglichen. Die Literatur dazu ist enorm angewachsen. Ähnliches passierte nun im deutschen Sprachraum. Man begann ernsthaft, Velikovskys Entwürfe neu zu überdenken und diskussionreif zu machen. Das war das Verdienst von Marx.
Die zahlreichen Freunde, die ihm dabei halfen – Gunnar Heinsohn, Christian Blöss, Heribert Illig und viele andere – möchte ich hier nur summarisch nennen, eine Geschichte der Geschichtsanalyse wird es eines Tages geben, vielleicht auch mehrere. Die Bewegung war gewachsen und hatte sich bald von Velikovskys rigoroser Dogmatik abgenabelt. Der Vorkämpfer Marx stand wieder allein da, denn er behielt die Grunderkenntnisse Velikovskys bei und vertrat sie mit Heftigkeit, was gar manchem nicht gefiel. Die „ILJE“ wurde zum Zankapfel.
Ach ja, diese unsäglichen Abkürzungen! Dabei war Marx kein Berliner sondern alteingesessener Basler, der dort mit seinem Charme und seinen Kenntnissen manch offene Tür fand. Was „ILJE“ bedeutet, muß ich nun erklären, denn damit kommen wir zum Zentrum seiner ganzen Arbeitsthese: Es bedeutet schlicht „Inhärente Logik des Josua-Ereignisses“. Marx brachte es in wenigen Sätzen auf den Punkt, man kann sich in seiner Webseite (www.paf.li) davon überzeugen. Ich will es kurz mit eigenen Worten umreißen:
Das Josua-Ereignis ist in einigen Versen im Alten Testament überliefert, wo behauptet wird, daß vor etwa dreitausend Jahren auf Befehl des Heerführers Josua Sonne und Mond einen halben Tag lang stillstanden, und daß gleichzeitig Steine vom Himmel fielen. Es müßte sich, so urteilt Marx, in diesem Textstück um die Erinnerung an eine vom Himmel verursachte Katastrophe gehandelt haben, denn wenn zwei Erscheinungen – der Stillstand der Himmelskörper und der Steinhagel – als zusammengehörig berichtet wurden, ohne daß dem Berichterstatter klar war, daß sie einander bedingten, dann liegt darin der unabweisliche Schluß, daß der Bericht wahr ist. Das wäre die dem Bericht vom Josua-Ereignis innewohnende Logik, die „ILJE“.
In diesem Bekenntnis ist die gesamte Weltanschauung von Marx enthalten, und er hat auch bis zum Schluß nie davon Abstand genommen, obgleich ich zum Beispiel mit Literaturhinweisen belegen konnte, daß diese Verse eine anderweitige Vorgeschichte haben und erst gegen 1500 ins Alte Testament aufgenommen wurden.
Mit Fomenko et al. stimmte Marx nicht überein, wenngleich er dessen unbestreitbar statistisch signifikante Funde achtete. Es ging ihm um die Auswertung dieser Daten, und da konnte er deutlich widersprechen, zumal bei Fomenko eine Grundlage fehlte, ohne die es keine Lösung des Problems geben könne: die vom Himmel ausgelösten Katastrophen. Ein Beispiel dafür ist Marx‘ in makellosem Englisch vorgetragene Widerlegung der Abhängigkeit des Josua-Textes vom Rolandslied, weil Fomenko die ILJE, hier: „The internal logic of the Joshua Event“, in seiner Argumentationskette mißachtete.
Mit einer ebenso unhandlichen Abkürzung begann die Bewegung Raum zu fassen: GRMNG = Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- & Naturgeschichte. So hieß der von Marx ins Leben gerufene Verein (Münster 1982- 88), der sich um Aufklärung und Neuschöpfung der Geschichte bemühte. Bald führte Marx den Verein allein, die Gründungsmitglieder waren zwar inspiriert von Christophs Ideen, mochten aber nicht mit ihm zusammenarbeiten. Angelika Müller nannte diese Gesellschaft „grimmig“, was man zumindest leichter aussprechen konnte als die klumpige Abkürzung.
Es ging Christoph jedoch nur um die Sache, ohne Ansehen der Person. Ich zitiere aus einem Brief von Christoph an mich vom 6. Juni 2012:
„Also nicht um Visionäre soll's gehen, sondern um Visionen; nicht um Erfinder, sondern um Funde; nicht um Praktiker, sondern um Praktiken; nicht um Wissenschaftler, sondern um Wissen; nicht um Akademiker, sondern um Gelehrtheit; nicht um Theoretiker, sondern um Modelle; & letztlich nicht um Mensch & Natur, sondern um Leben (Software) & Apparatur (Hardware).“
Im selben Brief bringt er ein weiteres Credo, das er mit aller Strenge vortrug:
„Wir kennen erst seit einigen Hundert Jahren die absoluten Werte der Erde im Vergleich zu ihrer Umgebung für
1. ihre Position (Orbit) im Planetensystem
2. ihre Geschwindigkeit (auf dem Orbit) gemessen an ihrer Rotation
3. ihre Rotationsgeschwindigkeit (in Tagen/Jahr) gemessen auf dem Orbit
4. ihre Ekliptik (Achsenneigung) gegenüber dem Himmel.
Für all diese gibt es keine absoluten Werte, die vor dem (bislang) Letzten Großen Ruck liegen würden.“ Den Begriff „letzten Großen Ruck“ kürzte er – wie viele andere immer wiederkehrende Wendungen – ab: „LGR“, wobei der Begriff „großer Ruck“ von Egon Friedell stammte und das Ereignis „nicht bloß die Erde, sondern auch die Nachbarplaneten, ja das ganze Sonnensystem“ betroffen hatte und auf 1348 festgelegt war. Das Wörtchen „bislang“ setzte er später (in Klammern) davor, als ein Streit entbrannt war, ob der Gedanke an eine mögliche zukünftige Katastrophe zulässig sei. Illig und Heinsohn entschieden sich dagegen, Marx und Topper dafür.
Der LGR war für ihn die Grenze einer möglichen Kenntnis der Geschichte: eine Katastrophe im Trecento (italienisch für 14. Jh. u.Ztr.), an der Schwelle zur Neuzeit vor etwa 650 Jahren, weltweit und dermaßen verheerend, daß Blicke in die Zeit davor nur bruchstückhaft, jedenfalls nicht auswertbar für unser Geschichtsverständnis, möglich seien. Astronomische Aussagen für die Zeit vor dem LGR sind unmöglich, es gibt keine verläßlichen Aufzeichnungen. Daß ich damit nicht übereinstimme sondern gestützt auf arabische und griechische Schriftstücke ahnungsweise frühere Katastrophen und ihre Ausmaße beschrieb, hat Marx stets kritisiert und abgetan. Was die Datierung der Katastrophen angeht, war Marx von Velikovsky, der diese Einbrüche im Sonnensystem noch in vorchristlichen Jahrhunderten verortete, längst abgerückt. An dessen Vorstellungen von den Mechanismen der kosmischen Unfälle – nämlich Nahbegegnungen mit Planeten oder Kometen – hielt er fest und vermehrte die Sammlung von Dokumenten, die den letzten Unfall bezeugten, wie z.B. seine Besprechung von Gregor von Tour's Fränkischer Geschichte.
Von seinen vielen Projekten will ich das letzte – die Grabsteine betreffend – übergehen und dafür den ganz großen Wurf seines letzten Lebensjahrzehnts erwähnen: GFMI, die Waage. Die Abkürzung steht für Gravitations-Feld-Mess-Instrument, das seit Juli 2004 die Schwankungen des Gravitationsgewichtes von Hg (Quecksilber), Cu (Kupfer), Sn (Zinn) und Pb (Blei) aufzeichnet. Durch die elektronischen Mitschriften dieser höchst fein eingestellten Waagen konnte Marx zeigen, daß die Gewichte der vier Stoffe (als Beispiele, dies betrifft alle Metalle) Schwankungen unterliegen, die kosmisch bedingt sind, etwa durch Resonanzen der Planeten bei ihren unterschiedlichen Stellungen im Verhältnis zur Erde. Obgleich meine Physikkenntnisse bei weitem nicht ausreichen, die Zusammenhänge zu verstehen, war ich zu Anfang begeistert dabei und baute selbst eine einfache Waage nach Christophs Vorbild. Für die Waagschalen verwendete ich Filmdosen aus Plastik, was sich so praktisch erwies, daß Christoph diese Verbesserung übernahm. Meine Hebel waren allerdings zu primitiv, der Ausschlag des Zeigers zu empfindlich. Wir stellten schnell fest, daß Erschütterungen im Haus einen zu großen Einfluß auf die Anzeige bewirkten, weshalb wir übereinkamen, daß ich meine Waage in meinem Ferienhaus auf Granit aufbauen solle. Die Aufzeichnung war dennoch unbrauchbar, die Ergebnisse viel zu abhängig von den technischen Unzulänglichkeiten. Christoph verbesserte seine Waagen immer mehr, stellte sie in erschütterungsfreie geschlossene Kästen und erzielte bald Ergebnisse, die tatsächlich den vermuteten Zusammenhang mit den Planeten erkennen ließen. Da er diese Messungen über Jahre hinweg im Internet veröffentlichte, konnte jeder sie mitverfolgen. Ich beendete meine Versuche nach einem Jahr, weil ich die erforderlichen technischen Verbesserungen nicht bringen konnte. Ein russisches Institut in Petersburg würdigte seine Entdeckung und ihre Bedeutung für die Raumfahrt.
Es ging ja nicht um die Aussagen der Alchemisten, die den Zusammenhang zwischen Planeten und Metallen (Gold mit Sonne, Hg mit Merkur, Cu mit Venus, Sn mit Jupiter, Eisen mit Mars, usw.) behauptet hatten, sondern um die Theorie des Elektrischen Vortex Universums von Julius Zoller (1962), kurz EVU genannt. Für Marx gehört diese „grundlegende Erkenntnis“ zum Erklärungsmuster für die planetaren Katastrophen, die die Erde getroffen haben und als Ursache für das irrationale Verhalten (Weltkriege, Völkermorde ...) der Menschheit stehen. Das Wiederbekanntmachen dieser Ursache führt zur Heilung, etwa im Sinne von Velikovsky, der als Schüler Freuds den Beruf eines Psychoanalytikers lange Zeit ausübte.
Die Heilung der Menschheit tout simple, so sah Christoph Marx seine Lebensaufgabe. Er sagte das so: Die herkömmliche Geschichtsschreibung wird vollkommen unverständlich, „wenn der Erregungshintergrund kataklystischer Evolution nicht als ursächliches Element mit berücksichtigt, allem voran also nicht die Traumatisierung des Kollektivs durch die wahrhaft existenzgefährdenden Desašter in Rechnung gestellt wird.“ Und er sah auch den Grund für die erfundene Geschichtsschreibung, er nannte sie „die auffallend beinahe schon aus einem Vakuum auftauchende Geschichte“. Damit hat er Maßstäbe gesetzt, an denen nicht zu rütteln ist.
Die zitierten Textstellen finden sich hauptsächlich in der Liste der Veröffentlichungen auf der Webseite von Gabowitsch: http://alt.geschichte-chronologie.de/l2-wahl/l2-autoren/l3-marx/l3-marx.html
Uwe Topper, 23.5.2016
Untenstehendes Foto zeigt links stehend Christoph Marx, neben ihm sitzend Eugen Gabowitsch, 2004 in Potsdam.
Ilya Topper, Administrator dieser Webseite:
„Wenn man seinen Ausführungen folgen könnte – was man nicht kann – , dann würde man feststellen, daß Christoph Marx immer noch allen anderen voraus ist”. Diesen Satz schrieb ich vor einigen Jahren als Kommentar zu Marx' Webpräsenz paf.li. Er war natürlich nicht richtig, denn selbstverständlich gab es Leser, die seinen Ausführungen folgen konnten. Es mochte zwar mühsam sein, aber öffnete doch ungeahnte Ausblicke. Marx hatte einen weitreichenden Überblick über die Geschichte der Menschheit und über die kritische Literatur des Jahrhunderts und war imstande in einem einzigen Satz astronomische Kastastrophen, alte religiöse Riten, archäologische Erkenntnisse und moderne Psychologie zu einer Erkenntnis zu vereinigen. Mehr als Überblick: er hatte Durchblick.
Mühsam blieb die Lektüre allerdings (mir war nie vergönnt, ihn im direkten Gespräch zu erleben, doch sehr wahrscheinlich muß er persönlich äußerst prägend auf seine Gesprächspartner gewirkt haben). Marx folgte in gewissem Sinne dem Brauche der Philosophen, erst sozusagen eine eigene Sprache zu entwerfen um dann die Welt mit ihrer Hilfe zu erklären. Natürlich war er praktisch genug, jedem Artikel eine erklärende Liste seiner Kürzel (XK für die heutige normierte christliche Zeitrechnung, PRW-Kombinat, abwertend für Philosophie, Religion, Wissenschaft, usw) voranzustellen. Trotzdem hatte man das Gefühl, daß er wenig aufs Überzeugen aus war: er schrieb für den überzeugten Leser, gab Hinweise, stieß Türen auf.
Man darf nicht vergessen, daß es Marx war, der in den achtziger Jahren den Anstoß zur Umwälzung der gültigen Chronologie gab und eine neue kritische Sicht der Dinge ermöglichte. Daß er dabei usprünglich auf Immanuel Velikovsky Bezug nahm, ließ mich eher zweifeln, denn der Ansatz des amerikanischen Psychoanalytikers, das wissenschaftliche Chronologiegerüst umzustoßen und an seine Stelle eins zu setzen das auf das Motto “Und die Bibel hat doch recht” gegründet war, mußte eigentlich abschrecken. Es ist Marx' Verdienst, zwar Velikovskys Skeptik gegenüber den konventionellen Daten und seine Einbeziehung astronomischer Katastrophen, nicht aber seine naive Bibelgläubigkeit zu übernehmen. Hier wurde nun zum erstenmal versucht, alles in Frage zu stellen, Skepsis von Grund auf zu üben.
Natürlich kann man auch an Marx' Schriften – wie an allem, was jemals zum Thema veröffentlicht wurde – die Kritik üben, daß sie manchmal verfehlen, auch die Echtheit jener Quellen zu überprüfen, die man gerade als Beweis anführt (heute würde ich die Piri-Reis-Karte nicht mehr als Beleg zitieren). Aber dieses allmählich fortschreitende Untersuchen und Revidieren der eigenen Anschauungen ist ein allgemeiner Prozess, dem die ganze Chronologiekritik unterworfen ist.
Hier wäre auch Marx' Beharren auf der drastischen Änderung der Ekliptikschiefe zu erwähnen, ein mögliches astronomisches Phänomen, daß von ihm, wie von manchen Vorgängern, zur Erklärung geologischer und klimatischer Ereignisse herangezogen wurde, das wir neuerdings aber für nicht relevant zur Erklärung der Präzessionsschwankungen und Kalendersprünge halten.
Schließlich haben sicherlich auch Marx' stark polemisierende Ausdrucksweise und seine Seitenhiebe gegen alles, was sich als Wissenschaft bezeichnet, wenig geholfen, seine Schriften einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, gerade in einem Umfeld, dem von Gegnern Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen wird. Marx lag wenig daran, akribisch zu belegen, wie wissenschaftlich, wie gut kritisch erarbeitet und fundiert seine Erkenntnisse waren – sie waren besser fundiert als vieles was zum Thema geschrieben wurde – aber es wäre falsch zu glauben, er hätte die wissenschaftliche Vorgehensweise als solche abgelehnt: er lehnte nur das Wort ab, das er von einer eben nicht wirklich wissenschaftlich sondern politisch und religiös motivierten Clique als monopolisiert ansah.
Den Beitrag Marx' zur Forschung über physikalische und elektromagnetische Kräfte vermag der Autor dieses Nachrufes mangels Fachkenntissen nicht zu würdigen. Zu hoffen wäre daß er ähnliche kritische Sicht- und Sichtungsweisen motiviert hat oder vielleicht in Zukunft motivieren wird.
Ilya U. Topper, Istanbul, Mai 2016
Es folgt K. Walter Haug: „Seine Verdienste sind unschätzbar!“
Wie wir erfuhren, ist Christoph Marx in der Nacht zum 18. 5. 2016 in Basel überraschend aber friedlich verschieden. Wie mir Volker Dübbers mitteilte, hatte er sich noch für den folgenden Freitag mit ihm verabredet. Er wurde also, wie man so sagt, mitten aus seinem stets aktiven Leben gerissen, und das mit fast 85 Jahren.
Marx war wirklich ein weiser Mann, einer der brillantesten Analytiker im Bereich der Geschichtsforschung und ein ganz und gar unkonventioneller Mensch.
Leider ist sein Wissen offiziell verpönt. Mir hat er entscheidende Impulse geliefert.
Ich lernte ihn erst Anfang des neuen Jahrtausends kennen, als Übersetzer der Bücher Velikovskys und Pionier eines Kreises von Geschichtskritikern, zu denen auch Uwe Topper, Heribert Illig und Gunnar Heinsohn gehören.
Ich konnte ihm damals die Zwerchhälde von Sternenfels zeigen, der erste in Zentraleuropa entdeckte Cairn und der höchste. Er verglich die Stätte mit Hattusa, der Hauptstadt der Hethiter, die ebenso in Fels gebettet ist. Er hatte den Blick für die Wahrheit. Die war seine heilige Mission.
Ich war sicher nicht der Einzige, der einmal in eine seiner Internetdiskussionen verwickelt wurde, wo es immer sehr hart zur Sache ging. Sein Beharren auf dogmenartige Lehrsätze stieß mich am Anfang ab. Es war dem Unwissen und der Faulheit seiner Diskutanten geschuldet, die sich nicht mit den völlig queren Thesen beschäftigen wollten und einfach nur ihr unter Mühen vermitteltes Schulwissen repetieren konnten, das auch mir anfangs heilig war. Seine Ungeduld hatte sich bald so zugespitzt, dass er keine Gnade mehr mit den Unbelehrbaren kannte und selbst vor vulgären Verbalien nicht zurückschreckte. Ich fand es schade, dass er damit die Leute nicht überzeugen wollte und vor den Kopf stieß. Die Sache hatte es sicher nicht verdient.
Doch ich kann ihm gut nachempfinden, da ich mich nun selbst in Diskussion mit solchen „Fach“-leuten über die hier unbestreitbar vorhandenen Monumente einer eigenen Hochkultur begeben habe und auf dieselben unbelehrbaren Hohlköpfe gestoßen bin.
Schließlich beschäftigte sich Marx auch mit dem Vortex-Universum, der Theorie, dass Gravitation eigentlich nur eine Variante des elektrischen Universums sei. Wir unterhielten uns anlässlich der Landung der Raumsonde Rosetta auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko über deren Probleme. Diese prallte erst zweimal ab, bevor sie Bodenkontakt fand. Mir schien das ein treffendes Beispiel für die elektro-magnetischen Kräfte, die hier wirkten: Zweimal Repulsion (Abstoßung), einmal Attraktion (Anziehung). So einfach, da dipolar, ist die Welt. Und diese zwei Grundkräfte durchziehen alle Aspekte des Seins in diesem Kosmos, nicht zuletzt auch des menschlichen Lebens.
Ich berichtete ihm von einem überzeugenden Beispiel für seine Theorie, das man im Schlosspark von Karlsruhe findet. Dort stehen konkave Säulen im Kreis, über deren Kopfende hoch oben Wasser zu Böden strömt. Nach den Regeln der einfachen Gravitation müsste das Wasser immer senkrecht nach unten fallen, da hier angeblich die alles bestimmende Erdanziehung stets dominieren soll. Stattdessen aber fließt ein Großteil entlang der nach innen gewölbten Fläche herab, wird also offenbar von ihr angezogen. Eigentlich unmöglich und etwas Zauberhaftes.
Ich bekam leider keine Antwort mehr, aber fasste dies als Bestätigung auf. Die Attraktion hat doch überwogen.
Überflüssig zu sagen:
Seine Verdienste sind unschätzbar.
Wir werden immer an ihn denken.
Trauer...
K. Walter Haug und Volker Dübbers
Cairn-Forschungsgesellschaft, 23. 5. 2016
Foto unten: Christoph Marx und Andreas Ferch am 15. 08. 2011 (Foto Volker Dübbers)
Andreas Ferch:
Abschied von Chris Marx
Bei einem geschichtskritischen Seminar in anthroposophischen Räumlichkeiten im Rothaargebirge lernte ich am 23. Juni 2001 Uwe Topper und Chris Marx kennen. Mehr Uwe, denn mit Chris kam ich erst 10 Jahre später durch Volker Dübbers wieder in nähere Berührung. Es war eine besondere Zeit: Zwei Tage später durfte ich mit Uwe dabei sein, als Walter Haug uns die Megalithanlagen von Randersacker bei Würzburg auf der Höhe eines Weinberges zeigte.
Die „schöne“ Lili Kolisko der frühen anthroposophischen Forschung war ein Bindeglied, das mich mit Chris verband (siehe SGR, Substanzrelevante Gravitations-Resonanz, die zum EVU, dem Elektrischen Vortex-Universum gehört, siehe http://www.sources.li/EVU-d.pdf).
Am Eindrücklichsten war es Chris, der mich zum Katastrophisten machte. Das (fiktive?) Jahr 1348/49 der Pest in Europa markiert eine Zäsur in dieser Hinsicht, die mich fortan begleiten sollte. Ohne einen katastrophalen Einschlag ist die Begründung der drei monotheistischen Religionen einerseits sowie der Untergang der sogenannten „Römer“ und „Kelten“ im 14. Jh. für mich schwer denkbar.
Doch für Chris waren die Details der Geschichtskritik nicht wesentlich. Ihm ging es mehr um die kosmischen Fragen im Erbe Velikovskys. Heute würde ich ihn auch ansprechen auf die katastrophischen Thesen von Hanns Hörbiger. Neben den geschichtlichen bleiben so viele andere Fragen offen: etwa geologische, physikalische und astronomische.
Wenn auch die „Schwerkraft“ eine erfundene Größe sein sollte, sollten wir auch hinterfragen, ob die Erde überhaupt eine Kugelgestalt haben kann. Vor 1500 war ein solcher Gedanke kaum bekannt.
Wer erkannt hat, daß die Freimaurerei nicht erst im 18. Jahrhundert gegründet worden ist, sondern im Renaissance-Humanismus einen gut getarnten Vorläufer hatte, der auch die uns bekannte Antike und das heliozentrische Weltbild schuf, dann können wir merken, daß wir in wesentlichen Fragen erst am Anfang stehen und ein schwarzmagisches Lügengebäude unvorstellbaren Ausmasses durchlichten müssen. Diese Größenordnungen im Gespräch auszutauschen, dazu wird mir Chris Marx in Zukunft als „Anpeitscher“ fehlen.
Chris war begeistert von den unterirdischen Anlagen in der Steiermark, die das Ehepaar Kusch der Welt präsentierte. Die eigentlichen Mysterien sind auf und unter der Erde, nicht im sogenannten „Weltraum“. Es gilt jene weibliche Kultur wiederzuentdecken, welche die Megalithanlagen auf der ganzen Erdenscheibe mittels freier Energie geschaffen hat.
Chris mag vielen von uns fehlen, aber wir können zuversichtlich sein, dass uns mit seinem Erdenleben nicht auch sein Seelenleben fehlen wird. Aus dem Ahnenreich eröffnen sich neue Wege für die Zurückgebliebenen.
Andreas Ferch, 2. 6. 2016
Unser Mitarbeiter Peter Winzeler schickte uns folgenden Lorbeerzweig für den, der den Anfang setzte:
Post von Christoph Marx zu erhalten - Absender PAF-Verlag, Basel oder gleichbedeutend GRMNG - war für meine Lebenspartnerin in der Regel ein ungutes Omen. Entweder verkroch ich mich unansprechbar hinter dicken A4-Konvoluten (Velikovsky-Reprints oder Fomenko-Kopien) oder der Haussegen hing schief, weil "Chris" wieder mal eine Attacke auf das verschworene RPW-System führte [Religion, Philosophie, Wissenschaft], dem wir als Theologenpaar ja auch notgedrungen angehörten; es gab Zoff zwischen den Alpha-Tieren des GRMNG-Bulletins (damals contra Illig & Heinsohn), oder ich sollte als Schweizer (oder eigentlich Zürcher) Landsmann - des Baselers ! - magische Fähigkeiten zur Vermittlung (etwa an der ETH) haben. Als die Bundespolizei intervenierte (Chris geriet zeitweilig, wenn auch unverschuldet, in Spionageverdacht), war definitiv die Grenze des Möglichen erreicht: dieser Fall war uns definitiv eine Nummer zu gross - ULTRA POSSE NEMO OBLIGATUR (Über das Können hinaus ist keiner zu Leistungen verpflichtet) - änderte aber nichts an weiteren Zuschriften. Nun stiess ich dieses Frühjahr beim Umzug in Biel unverhofft auf uralte PAF-Broschüren, Skripte zur Geschichte Israels und ausgedruckt bewahrte Email-Korrespondenzen, die der Erinnerung an meine Berliner Jahre nachhalfen, als ich den Mumm hatte, Velikovsky als Auswahlthema für den mündlichen Habilitationsvortrag vorzuschlagen. Infolge kirchenjuristischer Querelen um die theologische Zuständigkeit des "linken" Fachbereichs Philosophie & Sozialwissenschaften der FU Berlin (und wohlwollender Besorgnisse u.a. von Carsten Colpe, Religionsgeschichte) kam ein etwas weniger verfängliches Thema zum Zug. Aber bei Chris Marx genoss ich auch in späteren Jahren noch eine gewisse Akzeptanz, wo ich ihn zur Geduld vermahnte oder mit viel Geduld zu überzeugen suchte, auch Mitgliedern des RPW-Systems eine gewisse Lernfähigkeit zuzutrauen. Zugleich muss ich sagen: ohne Chris‘ Übersetzung von AGES IN CHAOS wäre ich nie auf die Velikovsky-Fährte gestossen, ohne den PAF-Vermerk dort nie in die Abo-Kreise von GRMNG-VFG-ZS gelangt - und ohne sein Insistieren auf dem Sonnenstillstand im Buch Josua (der Schlacht von Ajalon) sicher nicht in die Gründe und Abgründe der Altertumsgeschichte von Eduard Meyer, mit denen ich meine weiteren Entdeckungen untermauerte. Ihn, Chris Marx, der Josua kühn mit dem Rolandslied (!) verknüpfte, konnte der fiktional-literarische Charakter nie beeindrucken, den Meyer mit dem welthistorischen "Vakuum" der Mose-, Richter- und frühen Königszeit begründete und den Martin Noth mit Albrecht Alt (Koryphäen im AT-Studium) dem ersten Buch des sogenannten Deuteronomistischen Geschichtswerkes (Josua bis Bücher Könige) beilegten, einfach mangels verifizierbarer Umweltfunde des DARK AGE Kanaans (post Ramses III). Die Folgen sind in festsitzenden - man möchte fast sagen - versteinerten Irrtümern und Abstrusitäten der sogenannten "historischen Bibelkritik" noch immer spürbar, die an ihrer Wurzel zu packen nun unsere Aufgabe bleibt, das hiesse aber: im Rückgang auf die Anfangsgründe und Abgründe der Forschungsgeschichte und nicht im steten akademischen Vorwärts zu immer kühner verschachtelten literarischen Hypothesengebäuden. In diesem "Rückgang", um weiter vorwärts ins Unbekannte vorzustossen, bin ich gewissermassen noch heute Chris Marx verpflichtet, der jedenfalls im deutschen Sprachraum jener Anfänger und Anreger bleibt, der die ersten Pflöcke und Messlatten einschlug.
Peter Winzeler, Biel (Dr. phil. FU Berlin; Prof. theol. hc. UNI Bern) am 2. 6. 2016
Überraschend kommt nun ein Beitrag von Jan Beaufort:
Christoph Marx habe ich relativ spät kennengelernt, da ich erst kurz vor der Jahrtausendwende auf die Chronologiekritik aufmerksam wurde. Aufgerüttelt durch Illigs Bücher suchte ich nach Möglichkeiten, Chronologiefragen zu diskutieren, & fand sie in den Newsgroups im Usenet. Dort begegnete mir Christoph, der mit schlichten, klaren Thesen einer dumpfen, feixenden Meute von (vor allem) Studierenden & einigen ihrer Professoren die Stirn bot. Nie war mir die sonst so geliebte akademische Wissenschaft derart zuwider wie nach der Lektüre der Beiträge dieser wissenschaftsgläubigen Beckmesser. Hier wurde kein neuer Gedanke ernst genommen & keine originelle Idee unbefangen geprüft, hier wurde ganz im Gegenteil ausschließlich Altbekanntes wie eine absolute Wahrheit nachgebetet & wiedergekäut. Die Umdeutung des Kürzels PAF von ursprünglich "Podium akademische Freiheit" in "Post-akademisches Forum" war unter diesen Umständen nur allzu gut nachvollziehbar. Auch wenn ich Chris nicht in jedem Punkt folgte: Seine Haltung war für mich die richtige & ich wählte seine Seite.
Christoph mochte umgekehrt meine Beiträge & beschloss irgendwann in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends mich in Würzburg zu besuchen. Mit seinen fast siebzig Jahren war er immer noch unermüdlich im Auto unterwegs, ausgestattet mit dem damals neuesten Stand der Technik: einem Navi. Selten habe ich so gesprächsintensive Stunden verbracht wie an jenem Tag mit Christoph Marx. Ausführlich gingen wir die mir noch weitgehend unbekannte Geschichte der GRMNG durch. Ich hatte viele Fragen, die er mir alle geduldig beantwortete. Gründlich diskutierten wir seine eigenen Ideen, von der ILJE über den zerstörerischen Wahnsinn des PRW-Kombinats bis zum LGR & darüber hinaus.
Eine seiner Überlegungen war, dass schon eine geringe Kraft die Erdachse aus dem Lot bringen könne, weil diese keine feste Aufhängung hat. Kippt die Erdachse, komme der Tippetopp-Effekt zum Tragen, mit dem Chris mich damals bekannt machte. Er sei hier kurz erläutert, weil er so charakteristisch für Marx' Denkwege war: Velikovsky hatte alte Mythen, nach denen die Sonne früher im Westen auf- & im Osten unterging, mit einer Kippung der Erdachse erklärt. Diese Erklärung ist jedoch nicht unproblematisch: Denn wenn die Erdachse um 180 Grad kippt, dreht sich die Erde zwar von oben gesehen nicht länger im Gegenuhrzeigersinn, sondern im Uhrzeigersinn; die Sonne aber geht immer noch im Osten auf & im Westen unter (der Leser prüfe diesen überraschenden Umstand an einem drehenden Gegenstand selbst nach). Chris verriet mir nun die Lösung: Die Erde kippt wie ein Tippetoppkreisel, der sich nach der Kippung im gleichen Uhrzeigersinn weiterdreht!
Ich glaube, wir sprachen damals auch schon über das GFMI, über das wir auf jeden Fall noch längere Zeit danach mit den Physikern im Usenet diskutierten. Der Gedanke, dass eine einfache Holzwaage spannendere Erkenntnisse bringen könnte als der gerade im Bau befindliche "größte Teilchenbeschleuniger der Welt" in Genf, lag vollkommen jenseits des Verständnishorizonts unserer Gesprächspartner.
Chris betrachtete Heribert Illig & Gunnar Heinsohn als seine Schüler (was diese selbst wohl anders sehen ...). Ihr Abschied aus der GRMNG hat ihn verletzt. Nichts hat ihn in seinen letzten Lebensjahren mehr gefreut als Heinsohns neue, auch von mir übernommene These zum ersten Jahrtausend, mit der Gleichzeitigkeit von Antike, Spätantike & Frühmittelalter & mit der das Weströmerreich zerstörenden Mega-Katastrophe in den 930er Jahren (nachzulesen auf der Seite www.q-mag.org). Dass diese These seiner eigenen Idee vom LGR Konkurrenz macht, hat ihn nicht gestört. Es ging ihm um die Sache, unabhängig von Personen & persönlichen Befindlichkeiten, & folglich letztendlich auch unabhängig von der Person Christoph Marx selbst.
Hier eine Liste der im Beitrag verwendeten Marx'schen Abkürzungen:
PAF = Post-akademisches Forum (früher Podium akademische Freiheit)
GRMNG = Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte
ILJE = Immanente Logik des Josua-Ereignisses
PRW(-Kombinat) = Gesamtheit der Kollektivdenksysteme der Philosophien, Religionen & [exo- & esoterischen] Wissenschaften (Verdrängungsapparat) mit dem
KREDO = "Was BEOBACHTET wird, ist NICHT WAHRzunehmen & was zu GLAUBEN ist, ist NICHT zu beobACHTEN"
LGR = Letzter Grosser Ruck
GFMI = GravitationsFeldMessInstrument
Dr. Jan Beaufort, 19. 6. 2016
Und nun noch etwas verspätet eingetroffen ein Nachruf unserer langjährigen Mitarbeiterin Karin Wagner:
Von der Krankheit und dem Ableben von Chris Marx habe ich erfahren über die „Chronologie-Forscher in der Nachfolge von Eugen Gabowitsch“, an deren Treffen ich längere Zeit teilgenommen hatte und mit denen ich noch in Verbindung bin.
Chris verdanke ich diese Begegnungen, da er mich öfters sogar zu EUCH nach Berlin gefahren hat, mit mir in Basel diskutierte und auch gerne meine Französisch-Kenntnisse in Anspruch nahm, um ihm französische Texte zu übersetzen. So kam ich zur Lektüre von Velikovsky, den er besonders schätzte, aber auch zu Tagungen mit vielen anderen Autoren wie Dr. Heinsohn, Dr. Illig, Dr. Zillmer u. v. a., mit denen er z. T. wie so üblich (man denke nur an Freud-Adler-Jung!) im Clinch lag.
Ich hingegen profitierte sehr davon, da ich als studierte Historikerin ja selbst schon auf viele Unstimmigkeiten gekommen war und erkennen musste, dass nahezu die gesamte Geschichte gefälscht sein könnte.
Wir sollten das Erbe von Chris würdigen, auch wenn wir nie die ganze Wahrheit, die es eh nicht geben kann, herausfinden werden, aber die Anzeichen sind doch vorhanden. Als Geschichtslehrer habe ich oft den Schülern klarzumachen versucht, dass die Menschheit wohl mindestens zwei große Katastrophen erlebt haben muss, wie auch Chris Marx vom „letzten großen Ruck“ im 14. Jh. sprach. Warum ist die Erdachse denn geneigt bis heute oder weshalb werden in den Religionen die Planeten als Gottheiten angebetet und wird ihre Rache gefürchtet, weshalb erwartet man die Wiederkehr von Planeten, das Verderben in der Hölle oder sogar den Weltuntergang? Alles ungelöste Fragen, die aber einen inneren Zusammenhang haben, den Chris sehr gut erkannt hat – aber das widerspricht eben der sogenannten „Anciennität“, den Dogmen der Kirchen, den Herrschaftsansprüchen mit deren angeblichen Legitimitätsgrundlagen usw. usf....
Angesichts so vieler Ungereimtheiten, auf die Chris Marx immer wieder hingewiesen hat, sollten wir ihm auf alle Fälle ein ehrendes Andenken bewahren und seine Forschungen weiter vertiefen!
Stud.-Dir. i.R. Karin Wagner
Zum Abschluß einige Sätze von Eugen Gabowitsch zur Bedeutung von Christoph Marx (CM)
Florilegium unter Verwendung eines Textes von Eugen Gabowitsch (von etwa 2005), ausgewählt und zusammengestellt sowie sprachkorrigiert von Uwe Topper
„Einer seiner wichtigsten Impulse für die Geschichtsanalyse war mit der Beobachtung verbunden, die er während seiner Studien der ägyptischen und mesopotamischen Geschichte und Archäologie in den 70er Jahren machte: Die Zuordnung der stratigraphischen Schichten der von den Historikern identifizierten (oder ausgedachten?) Kulturen der Vergangenheit entspricht nicht immer der strengen Logik der in diesen Schichten gefundenen Artefakte sowie den katastrophistischen Vorstellungen von der Vergangenheit.
Aus den Texten von CM geht hervor, daß er überzeugt ist, daß die durch glaubwürdige schriftliche Quellen belegbare europäische Geschichte in den letzten ca. 1000 Jahren stattgefunden hat und daß in ihr, wie auch in der ganzen Menschheitsgeschichte, die planetaren Katastrophen eine enorme Rolle gespielt haben.
CM lokalisierte die letzte große Katatstrophe der Menschheit als eine, die in der Mitte des Trecento, also im 14. Jh., stattfand und die ganze europäische Geschichte umwälzte. Die in dieser Katastrophenserie zerstörten und später wieder teilweise aufgebauten Monumente zeugen von der ausgedehnten aber nicht datierbaren kontinentalen Geschichte vor dieser Katastrophe. CM hat viele Zeugnisse von dieser vor ca. 650 Jahren zu Ende gegangenen letzten exoterrestrisch verursachten Kataklysmenserie zusammengetragen.
Eine der wichtigsten Thesen von CM ist die These von der kollektiven Verdrängung der schrecklichen Erinnerungen an die Katastrophen, die von Zeit zu Zeit die Menschheit fast vernichtet haben. Wo die anderen Kritiker des konservativen bis verbrecherischen Verhaltens der menschlichen Kollektive (Verfolgung von Andersdenkenden, Kampf gegen das Neue, physische Vernichtung der Ketzer etc.) solche Faktoren wie die Dummheit des Menschen, seine Unfähigkeit zur Verallgemeinerung, das Fehlen eines kollektiven Bewußtseins, das Vergessen aus Angst vor traumatischen Erinnerungen etc. sehen, postuliert CM die kollektive Verdrängung als den allgemeinen Mechanismus, der das irrationale Verhalten der Kollektive (Kriege, Massenverfolgungen, Völkermord etc.) bestimmt und veranlaßt.
Diese streng psychoanalytische Erklärung von sämtlichen komplexen Problemen der Menschheit heute und in der Vergangenheit (Menschenopfer, Religionskriege etc.) wird in dieser Ausschließlichkeit nur von wenigen anderen Katastrophisten getragen.
Zu den traditionellen Medien (Buch, Zeitschriften, Buchbeiträge, Artikel, Vorträge im Auditorium) entwickelte er in den 90er Jahren eine ziemlich radikal klingende negative Einstellung: sie seien zum Aussterben verurteilt, zu langsam und zu konservativ, denn ein Buch ist schon am ersten Tag des Verkaufs veraltet etc.
Er war einer der ersten in Deutschland, der die Wichtigkeit der mathematisch-statistischen (oder, besser gesagt, rechnerunterstützten) Analyse der historischen Texte verstand und angefangen hat, diese zu popularisieren und zu verarbeiten. Trotzdem teilt er viele radikale Schlußfolgerungen der russischen chronologiekritischen Schule nicht und sucht den kritischen Dialog mit ihren Vertretern wie Prof. A. T. Fomenko, den er persönlich kennt, und Dr. G. Nossovski. Er wirft der russischen chronologiekritischen Schule begründet vor, daß sie keine Rücksicht auf die extraterrestrisch verursachten Kataklysmen nimmt.“
Die von Gabowitsch (seinerzeit mit sprachlicher Mithilfe des Ehepaars Topper) aufgebaute und immer noch lebendige Webseite (de.geschichte-chronologie.de) enthält auch eine ausführliche Liste der digitalen Texte von CM.
Noch einige Stimmen:
Der Berliner Journalist Jochen Köhler zitiert in seinem 18-seitigen Aufsatz „Am Anfang war die Katastrofe“ in dem nun schon sagenhaften Eichborn-Heft Joseph & Suleika 1 (FfM 1986, S. 43) den „überzeugten Velikovskyaner Christoph Marx“ so: „Es ist das Verdienst Velikovskys, uns den gewaltigen Graben aufgezeigt zu haben, der uns bislang daran hinderte, die reale Vergangenheit und damit die realen Umstände unserer Existenz in das Bewußtsein zu heben. Wenn das nicht gelingt, ist der Mensch gezwungen, seine unbewußte Vergangenheit immer wieder zwangsneurotisch zu wiederholen: Da diese Vergangenheit von weltweiten Katastrophen gezeichnet ist, wird er auch diese bis letztlich zur Selbstvernichtung wiederholen müssen. Es ist höchste Zeit, bei der Wissenschaft Protest einzulegen.“
NN: Gastfrei war Christoph immer. Zur Basler Fasnacht, die ein ethnographisch ungemein fesselndes Spektakel ist, lud er uns ein und bereitete mit viel Umsicht alles vor, damit wir die für die Basler "drei schönsten Tage im Jahr" mit höchstem Gewinn genießen konnten: Stadtplan, Programmheft, Verkleidungsutensilien ... und ein Bett inmitten seiner zahlreichen elektronischen Geräte. Er selbst nahm nicht am närrischen Treiben teil, erklärte uns nur sachkundig die Vorgänge und weckte uns zum ersten Akt: dem Morgestraich im Dunkel der Nacht vor Sonnenaufgang.
Der drachenartige Basilisk, Wappenzier der Stadt, gehörte zu seinen Lieblingstieren.
Foto Basiliskenbrunnen mit Fasnachtpersonen in Basel
Jochen Seelig schrieb am Todestag von Christoph: "Mit traurigem Gedenken an den intelligentesten und nettesten Menschen, den Entdecker der RMNG."
Wie Volker Dübbers gerade mitteilt, ist im NET-Journal, in dem es um alternative Energievorstellungen geht, Heft 3/4 von 2017, ein dreiseitiger Nachruf auf Christoph Marx erschienen: http://www.borderlands.de/net_pdf/NET0317S48-50.pdf
Unten die Grabstätte von Christoph Marx in Basel (Foto Lancelot Marx):
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Foto: C. Marx mit Walter Dubronner (links)Hallo Uwe, Ich finde es gut, dass Du die Nachrufgeschichte auf Chris gestartet hast. Ich selbst kannte Chris seit den Tagen des Karlsruher Geschichtssalon und zeitweise gab es auch richtig freundschaftliche Beziehungen zu Chris. Bis, ja bis er mit dem unmöglichen GFMI angefangen hat. Ich habe die Entwicklung des GFMI von Anfang an begleitet. Es war schon faszinierend wie sich die Balkenwaagen verhielten und ich habe auch versucht aus dem riesigen Zahlensalat etwas sinnvolles abzugreifen. All mein statistisches Können habe ich in die Waagschale geworfen, aber ein sinnvolles Ergebnis gab es nicht. Mit Statistik war der Konstruktion nicht bei zu kommen. Gruss Walter
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